Können digitale Medien neu definieren, wie wir uns selbst und andere sehen? Der Open-Access-Artikel von Luisa Conti, Understanding Culture, Cultural Identity, and Cultural Heritage in the Post-Digital Age (https://www.intechopen.com/chapters/1195804), untersucht, wie Online-Plattformen sowohl kulturelle Stereotypen verstärken als auch Räume zur Selbstdarstellung eröffnen. Anhand des „Talahon“-Phänomens, das sich auf den in deutschen sozialen Medien populär gewordenen Begriff bezieht, mit dem junge, als arabisch gelesene Männer mit bestimmten Stereotypen belegt werden, als Fallstudie wird die doppelte Rolle des digitalen Einflusses hervorgehoben: Digitale Diskurse können gesellschaftliche Spaltungen vertiefen, zugleich aber auch Identitäten neu formen und alternative Formen der Selbstrepräsentation ermöglichen.
Dazu stellt der Artikel Kultur, kulturelle Identität und kulturelles Erbe in den komplexen Realitäten des postdigitalen Zeitalters kritisch in Frage und fordert essentialistische Ansichten heraus, die Ausgrenzung und „Othering“ fördern. Stattdessen plädiert die Autorin für einen konstruktivistischen Ansatz, der Identität als facettenreich, dynamisch und durch Interaktion geformt betrachtet und nicht als feste Kategorie. Letztlich wird gezeigt, warum eine kritischere und reflexivere Auseinandersetzung mit diesen Konzepten relevant ist, gerade in einer Zeit, in der digitale Infrastrukturen die Art und Weise, wie Individuen und Gemeinschaften ihre Identitäten wahrnehmen, verhandeln und konstruieren, tiefgreifend beeinflussen.
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