Quelle: ReDICo
Vom 27.6. bis zum 7.7.2023 fand die zweite im Rahmen des BMBF-Projekts ReDICo geförderte Online-Konferenz statt. Zum Konferenzthema „Kosmopolitismus in einem postdigitalen und postmigrantischen Europa, und darüber hinaus“ versammelten die Organisator*innen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Arbeitsbereich Interkulturelle Kommunikation) und der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Fachgebiet Interkulturelle Wirtschaftskommunikation) insgesamt 34 Beitragende aus unterschiedlichen Ländern von Kolumbien über Kanada bis nach Israel.
Kosmopolitismus ist nach wie vor vielschichtig. Er kann beispielsweise als philosophisches Konzept oder aber als theoretisches und auch empirisches Instrument zur Beschreibung und zum Verständnis unserer heutigen Gesellschaft, Kultur und Interkulturalität betrachtet werden. Kulturtheorien und empirische Forschungen entwickeln sich permanent weiter und eine Reihe neuer Ideen bereichern das theoretische und empirische Inventar. Dazu gehören die Konzepte der Postdigitalität und Postmigration. Das „Post“ in diesen Begriffen bezeichnet nicht etwa das Ende (von Digitalität oder Migration), sondern die Transformation einer Gesellschaft, die untrennbar mit Digitalität und Migration verwoben ist und durch die scheinbar klare, vorhersehbare und dichotome Trennungen zwischen einerseits digital vs. analog und andererseits migrantisch vs. einheimisch zunehmend infrage stellen. Diese Ideen sind in der Konferenz zum Ausdruck gekommen.
Unter den Vortragenden befanden sich auch Prof. emer. Gerard Delanty (University of Sussex), sowie Prof. Naika Foroutan (DeZIM Berlin), die jeweils mit einer Keynote die beiden Konferenzwochen einleiteten. Gerard Delanty befasste sich im Konferenz-Kick-Off mit dem soziokulturellen Wandel in Europa und verband nachvollziehbar die verschiedenen Facetten aus Kosmopolitismus, Postdigitalität und Postmigration. Flankiert wurde diese Keynote durch einen Beitrag des zivilgesellschaftlichen Akteurs und Social-Media-Influencers Fabio Mauri (DG MEME). Dabei handelte es sich um einen von insgesamt 5 Beiträgen, mit denen Dialoge und Verknüpfung zwischen Wissenschaft und NGO-Sektor hervorgehoben wurden.
Weitere teilnehmende NGOs waren das South Europe Youth Forum, die Amadeu Antonio Stiftung, Perspektiven of Color und das Projekt Better Post der Neuen deutschen Medienmacher*innen. Letztere waren Bestandteil des Auftakts zur zweiten Woche, welche durch die Keynote von Naika Foroutan geprägt war. Naika Foroutan befasste sich dort mit einer ausführlichen Erklärung zum Entstehen und Bedingungen von postmigrantischen Gesellschaften und entwarf unterschiedliche Perspektiven auf die Bedeutung des „Posts“ in diesem Begriff.
Im Laufe der zwei Wochen luden zahlreiche weitere Beiträge zu unterschiedlichen Facetten des Themas wie Narrative, Sichtbarkeit, Teilhabe, Populismus in Sozialen Medien, kritische Plattform-Diskurse, Solidarität, Bildung, Eurozentrismus und Postkolonialität sowie Sprache und Weltbürgertum zur Erweiterung von Kenntnissen und Erkenntnissen sowie ausgiebigen Diskussion ein. In vielen Beiträgen wurde das Digitale als etwas potentiell Kosmopolitisches gesehen und es wurde untersucht, inwiefern kosmopolitisches Handeln als ein banales, nahezu alltägliches Alltagsmoment von transnational und transkulturell aktiven “World Citizens” verstanden werden kann. Unter der Annäherung an Kosmopolitismus aus einer lebensweltlichen Perspektive wurden jedoch auch gegen-kosmopolitische bzw. digital-autoritaristische Strömungen thematisiert. Darüber hinaus waren damit verbundene explizite oder implizite Fragen von Migration und Postmigration auf individueller und auf gesellschaftlicher Ebene der Ausgangspunkt mehrerer weiterer Vorträge.
Eine große Auswahl an Beiträgen (alle englischsprachig) sind dauerhaft online im ReDICo YouTube Channel abrufbar. Zudem folgt ein Open-Access E-Book mit ausgewählten Ausarbeitungen von Beiträgen der Konferenz.